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Nordseetörn 2005 (Ostsee war geplant)
31.7. - 26.8.2005


Wir reisen am Samstag an und wollen am Sonntag los. Ich hatte noch einen Motorservice machen lassen und das Rigg hatte ich auch noch mal vom Profi trimmen lassen. Ich war mir nicht sicher bei den vielen Wanten. So habe ich ein besseres Gefühl.

Der Sonntag zeigt sich grau und nass und wir beschließen am Montag abzulegen. Wir machen Urlaub und haben Zeit. So können wir auch noch den Windmesser prüfen. Er zeigt nichts mehr an. Wir messen alles durch und kommen zu dem Schluss, dass das Kabel defekt ist. Ich hatte schon ein mehradriges Kabel und einen Stecker gekauft. Zum in den Mast ziehen bleibt keine Zeit und so werden wir das Kabel mit Kabelbindern am Oberwant bis nach unten verlegen und durch den Schwanenhals unter Deck ziehen. Ich lasse mich im neuen Bootsmannstuhl nach oben ziehen und sehe bei der Gelegenheit unseren Hafen von oben - und mache gleich ein paar Fotos. Der Windmesser funktioniert und wir haben wieder eine Windanzeige!


Am Montag um 8:00h legen wir ab bei 4-5 Bft. und 16°C, nicht gerade Hochsommertemperatur! Der Himmel ist halb bewölkt. Unser Ziel ist Vlieland. Von da aus wollen wir dann direkt nach Borkum. Wir kommen mit Groß und Genua ungerefft gut voran. Auch als der Wind auf 6-7 Bft. zulegt müssen wir nicht reffen. Wir kommen schneller nach Kornwerderzand als geplant und nehmen gegen Mittag die Segel herunter. Das Schleusen geht auch recht zügig und wir sind schnell auf der anderen Seite. Zum ersten Mal auf eigenem Kiel in der Waddenzee bzw. der Nordsee.
Wir beschliessen erst mal unter Maschine Richtung Harlingen zu fahren. Am Samstag haben wir uns noch über das Flach auf dem Weg nach Harlingen unterhalten. In der 2000er Karte noch mit 0,3m angegeben, in der 2004er mit 1,6m meinte Anna "Kein Problem, da kommt ihr immer drüber". Ich denke schon gar nicht mehr daran, weil wir nach unserer Planung auch 2h nach HW an dieser Stelle sein sollten. Wir waren aber schneller! Uns so passierte es dann, das wir ganz sanft gestoppt werden und die Anzeige am GPS 0Kn über Grund anzeigt. Wir sind nicht die Einzigen die die Stelle überfahren, aber die Einzigen die hängen bleiben. Nicht schlimm - warten wir eben.
Irgendwann hören wir mehrmals einen Funkspruch und wir wissen nicht, ob wir gemeint sind, weil wir im Fahrwasser liegen. Ich melde über Kanal 16, dass wir auf mehr Wasser warten und kein Problem hätten. Fünf Minuten später kommt ein rotes Powerboot angerauscht - der Abschleppdienst! Sie sagen, wir hätten über Kanal 16 gerufen. Sie bieten uns ihre Hilfe an, mit dem Zusatz dass die Versicherung das doch zahlen würde. Ich lehne ab und frage aber nach dem Preis. Den bekommen wir nicht, dafür aber noch mal die HW Zeiten. Ich denke, wir kommen gleich selber los und die zwei Jungs rauschen wieder ab. Sie waren aber doch sehr freundlich.
Ich probiere immer mal wieder los zu kommen, drehe das Boot mit Ruder und Bugstrahl. Zehn Minuten später gebe ich mal wieder Gas, die GPS Anzeige steigt langsam über Null. Wir sind los! Claudia steckt Ihren Kopf durchs Schott und ruft "Wir fahren ja wieder!
Wir laufen wieder Richtung Kornwerderzand. Ein Rudel Boote kommt uns entgegen - die haben wohl gewartet! Wir lassen sie durch und drehen danach. Bei unserem zweiten Versuch kommen wir durch.
Wir laufen weiterhin unter Motor weiter und kommen gegen 19:00h in Vlieland an. Wir liegen als Dritte im Päckchen. Der Hinweis vom Nachbarboot kommt direkt - "Wir wollen aber um 7:00h los.." Kein Problem ist unsere Antwort. Ich stelle den Wecker.
Ich werde am nächsten Morgen durch Geräusche wach - der Wecker hat nicht gepiept. Ich ziehe mich schnell an und gehe nach oben. Eine Delanta hat sich noch bei uns dran gelegt. Die Nachbarn sind fertig. Claudia kommt nach oben, ich werfe den Motor an und die Nachbarn werfen schnell unsere Leinen los - sie könnten ja wenigstens fragen, ob wir fertig sind. Wir treiben mit der Delanta nach Backbord in Richtung Steg, können uns aber nach Steuerbord bugsieren und wieder festmachen. Kurze Zeit später taucht der Kopf des Skippers der Delanta auf. Er ist mit Außenborder (der Innborder sei defekt) nach Helgoland unterwegs. Hoffentlich hat er es geschafft.
Wir haben beschlossen Abends zu fahren, weil wir mit Tageslicht in Borkum ankommen und noch mit Tageslicht Vlieland verlassen wollen. Auch passt es so mit der Tide bei Borkum.

Am Dienstag legen wir also gegen 18:00h ab. Wir haben Westwind 3-4 Bft., sollte also ganz gemütlich werden. Wir fahren unter Motor bis etwa zur Tonne ZS4 und setzen dann die Segel.
Wir fahren im Küstenfahrwasser und es begegnen uns auch einige Kümos. Nachdem wir einen passiert haben fahren wir durch einen breiten braunen Streifen. Hat der seine Tanks gereinigt? Sieht nach einer ziemlichen Schweinerei aus!

Als die Nacht hereinbricht schläft auch der Wind ein und wir starten den Motor. Die Betonnung ist gut zu sehen, Bb die grünen Lichter vom Hauptfahrwasser und Stb die gelben Feuer der Kardinaltonnen. Michael und ich bleiben wach, Claudia legt sich erst im Cockpit, später im Salon aufs Ohr.

Nach Mitternacht kommt wieder Wind auf und wir setzen um 1:20h wieder Segel! Was für eine Ruhe! Das ist der Vorteil beim Segeln - die Ruhe. Nur das Wasser plätschert am Rumpf entlang. Ich schaue in die Wellen und denke plötzlich, die schimmern aber nicht nur im Mondlicht, die sehen leicht grün aus! Der schäumende Wellenkamm fluoresziert! Ich habe davon schon in Segelbüchern gelesen, dachte aber nicht, dass es das in der Nordsee gibt. Das Leuchten wird immer stärker und ich wecke Claudia. Wir sind alle total fasziniert von dem Leuchten. Es wird noch stärker und dann leuchtet die ganze Nordsee. Alle Wellenkämme fluoreszieren soweit man sehen kann. Und dann fahren wir quer durch Leuchtbänder, wo nicht nur die kleinen Wellenkämme leuchten. Es sieht aus als ob wir die Milchstrasse kreuzen! Wären wir an Land unterwegs würden wir das nicht sehen. Phantastisch!! Nach einer Stunde lässt das Leuchten nach und gleich sieht das Meer wieder schwarz aus wie immer nachts. Schade.

Irgendwann später werden wir durch das Funkgerät aufgeschreckt. Eine Frauenstimme auf niederländisch schreit auf. Wir hören heraus, dass sie bei Schirmonnikoog aufgelaufen sind. Da sind wir schon vorbei. Es meldet sich auch gleich die Niederländische Küstenwache. Mein Herzschlag hat sich erhöht. Ich denke daran, dass unsere Technik versagen könnte. Was dann bei Nacht? Na ja, passieren kann immer was, wir sind aber gut vorbereitet. Ich habe noch Signalmittel gekauft, Michael ein HandGPS. Eine neue Lifeline liegt an Deck und am Heck hängt ein neuer Rettungskragen. Schwimmwesten tragen wir Nachts auf jeden Fall immer.

Wir nähern uns langsam dem Fahrwasser vor Borkum. Ich möchte am Stb Tonnenstrich entlang fahren und dann Richtung Ems abbiegen. Die Tide wird uns noch etwas schieben. Es wird langsam hell und so können wir uns gut orientieren.
Wir biegen vom Hauptfahrwasser ab und nähern uns der Hafeneinfahrt. Sieht schmal aus, aber wir sind richtig. Ich denke noch an die Querströmung, aber es ist kaum etwas spürbar. Der Hafen sieht etwas voll aus und ich fahre ein paar Kreise bis uns eine auslaufende Yacht andeutet wo noch Plätze frei sind. Wir fahren in die Gasse und sehen an einem Längssteg noch Platz. Unser Boot ist wieder etwas hoch für den Steg, aber Michael springt mit der Leine auf den Steg und macht um 7:30h fest. Wir waren gute 13h unterwegs und haben 78 sm zurück gelegt was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 5,8 kN entspricht.

Claudia macht lecker Pfannkuchen, quasi als Frühstück. Danach legen wir uns erst mal in die Koje, ausschlafen. Danach geht's zum Hafenmeister, bezahlen und Duschmarken holen. Leider sind die Duschen von 11:00h bis 17:00h geschlossen, also fahren wir erst (müffelnd) in die Stadt. Wir nehmen den Bus, der direkt vor der Marina abfährt. Wir bummeln und gehen zum Strand. Wir essen Fischbrötchen. Zurück nehmen wir den alten Zug. Es sind richtig alte Wagen mit Holzsitzen und teilweise noch mit geschliffenen Gläsern.
Später geht es endlich duschen. Ich suche die Duschen und erlebe eine böse Überraschung. Ich sehe so halbe Salontüren und schaue darüber. Ich sehe offene, leicht schmuddelige Kabinen mit nicht mehr weißen Plastikstühlen davor. Ich drehe um und denke nur, das können nicht die Duschen sein, finde aber keinen anderen Raum. Also doch. Ich dusche, denke aber es sieht aus wie kurz nach dem Krieg. Also da bin ich von holländischen Marinas anderes gewöhnt. Ich schlendere noch über den Steg, Boote gucken. Die Schaltkästen für den Strom sehen schlimm aus, stehen teilweise offen, die Stege sind teilweise morsch und vermoost. (Später gibt es ein Schild " Nicht mehr als 3 Personen pro m2 erlaubt)

Unser Steg besteht aus Stahlplatten (alte Schleusentore?) und weiter hinten aus neueren Teilen. Nun verstehe ich die Aussage "in Deutschland wird zu wenig investiert".
Wir wollen am nächsten Tag um die Mittagszeit los, bei Hochwasser über die Schwelle an der Hafeneinfahrt und um die Elbe im Hellen anzusteuern.


Wir fahren die Ems hinunter und wollen noch das Hohe Riff umfahren, über die Geldsackplate hinweg bzw. südlich um sie herum. Die Wellen sind zu ruppig auf der flachen Platte. Dazu müssen wir noch gegen Wind und Welle an. Der Bug taucht tief in die Wellen ein, bis zum Anker.
Wir drehen dann nach Nord ab und setzen die Segel. Ich bin gerade unter Deck als ich von oben Geräusche höre. Wir haben achterlichen Wind und der Großbaum schlägt hin und wieder. Das Steuern ist auf diesem Rollkurs schwierig. Wir machen auch wenig Fahrt, deshalb werfe ich den Motor an und es geht gleich einfacher.
Die Dämmerung bricht herein. Wir nähern uns langsam dem kreuzenden Jade- und Weserfahrwasser. Ich weis noch nicht genau, wo wir es kreuzen sollen. Lassen wir es auf uns zukommen. Gegen Mitternacht erreichen wir die Grenze des Jadefahrwassers. Ich gehe ans Funkgerät und rufe Jade Radar auf Kanal 63 und frage, ob ich gefahrlos kreuzen kann und ob sie mich auf dem Radar verfolgen könnten. Wir werden gefunden und können kreuzen. Kein großer Pott in Sicht. Wir sehen jede Menge Lichter. Es ist aufregend und wir sind alle Drei im Cockpit. Wir sehen dann doch einen Grossen kommen, aber er ist weiter weg. Wir sehen auch mehrere Segelboote, die aber weiter östlich fahren. Wir kommen aber gut durch und sind eine knappe Stunde später durch. Aber es kommt noch die alte Weser.
Ich möchte die drei Kardinaltonnen vor Scharhörn Riff ansteuern. Aber erst kommt noch die Alte Weser Schlüsseltonne und die Nordergründetonne.
Irgendwann schaue ich nach hinten und sehe einen großen Pott kommen, der uns scheinbar auf unserer Stb Seite überholen will. Schreck in der Nachtstunde! Was sollen wir machen? Ich stelle fest, dass wir eigentlich zu weit vom Rand des Fahrwassers weg sind, also zu mittig fahren. Aber ich kann jetzt unmöglich nach Stb ausweichen. Bis ich am Rand bin, ist er längst da. Also weiter auf Kurs bleiben. Wir sehen dann zu unserer Erleichterung dass der große Pott in die alte Weser abbiegt! Mir fällt ein großer Stockanker vom Herzen.
Um 2:35h steuere ich die erste der drei Kardinaltonnen, die Westertill an, die wir so gegen 3:15h passieren. Nun sind wir wieder am sicheren Rand, aber wir sind eigentlich früher, als wir geplant hatten. Wir wollten so gegen 6:00h hier sein, also 3h zu früh. Richtung Land sehen wir jetzt auch noch Gewitterblitze, das würde uns auch noch fehlen. Kleine Schauer bleiben uns aber nicht erspart.
Wir tasten uns am Tonnenstrich entlang. Das Fahrwasser die Elbe abwärts scheint voller zu sein. Man kann Lichter sehen, wie auf einer Perlenschnur. Bei uns ist es ruhiger. Die Dämmerung beginnt und wir werden über Grund immer langsamer. Wir laufen gegen den Strom. Ich würde gerner mehr am Rand laufen, weil die Strömung da geringer sein könnte, aber Michael hat Bedenken wegen des Tiefgangs. Also versuchen wir den Mittelweg.
Claudia ist hundemüde und kann kaum die Augen aufhalten. Die ersten Großen kommen von hinten auf und ziehen an uns vorbei.
Wir laufen mit knapp zwei Knoten auf Cuxhaven zu und erreichen den Hafen um etwa 9 Uhr und legen an einem super gepflegten Stahlschiff an. Der Skipper erzählt uns später, er habe das Boot selber gebaut.
Wir sind auf jeden Fall froh, gut in Cuxhaven zu sein. Wir frühstücken kurz und hauen uns in die Kojen. Michael verlässt uns am Nachmittag.

Uns bleiben einige verregnete und kalte Tage in Cuxhaven.


Wir hören, das in der Ostsee das Wetter auch schlecht ist, das ein holländisches Schiff (die SY De Hoop) gekentert wäre und wir beschließen dann, nicht mehr in die Ostsee zu fahren. Wir müssen ja auch wieder über die Nordsee zurück.

Den ersten Absprung verpassen wir, weil der letzte Wetterbericht um 20:00 sehr viel besser ist als die vorherigen. Beim nächsten am Freitag heißt es 5-6 in Böen 7, gut für uns. Wir verlassen Cuxhaven um 7:40h mit ein paar weiteren Booten. Das Wetter ist gut und der Wind auf der offenen Nordsee NW 5, später um 14:00 NW4, um 18:00 geht er wieder auf 5-6 hoch.

Wir hatten vor, direkt nach Vlieland zu laufen, sind aber hundmüde und drehen um 22:30 nach Borkum ab. Die See ist sehr unruhig und wir haben Strom mit. Die Wellen schieben uns und wir haben einmal 12,4 Knoten auf dem GPS. Wir machen die Leinen um 0:30 im Burkanahafen fest. Unten im Bild ist die Liegeplatzsuche zu sehen. Sehr genau das GPS!
Der Burkanahafen zeigt sich uns symphatischer als die andere Marina. Wir bleiben zwei Tage und fahren über Vlieland und Texel nach Andijk zurück.In Vlieland gab es auch eine Starkwindwarnung, zusätzliche Leinen wurden gelegt. Das passt zu diesem Sommer.
Wir haben weniger gemacht als wir wollten, das Wetter war alles andere als Cockpitwetter.

Vlieland und Texel haben uns noch etwas versöhnt. Aber es war insgesamt ein guter Trainingstörn. Hoffen wir auf nächstes Jahr.


Unser Kurs:


29. Mai 2006